Es gibt Momente im Leben, die einen völlig sprachlos machen – und genau so ein Moment war das Konzert in der Laeiszhalle.

Schon beim Betreten des Saals war ich von der Atmosphäre gefesselt: Eine der schönsten Konzerthallen, die man sich vorstellen kann. Und dann, direkt vor mir, Thomas Hengelbrock!!! bereit, Beethoven zum Leben zu erwecken.

Als das Orchester die ersten Töne spielte, verschlug es mir den Atem. „Musik von Herzen zu Herzen“ – so hat Beethoven es selbst beschrieben. Doch das ist fast eine Untertreibung. Die Musik ging nicht nur ins Herz, sie vibrierte durch meinen ganzen Körper, ließ meine Gedanken stillstehen und meine Seele mitschwingen. Es war, als würde jeder Ton mich auf einer tieferen Ebene erreichen, als wäre ich Teil dieser Musik, statt nur Zuhörerin.

Das Sanctus war mein persönlicher Höhepunkt. In diesem Abschnitt steigert sich der Chor intensiv und wird von den Streichern begleitet und dann folgt eine plötzliche Stille. Es war überwältigend. So sehr, dass ich die kleine Pause danach wirklich brauchte – um das Gehörte zu verarbeiten, um überhaupt zu begreifen, was ich gerade erlebt hatte. Und doch war es längst nicht genug.

Im Interview sagte Thomas Hengelbrock, man müsste das Stück eigentlich zweimal hintereinander hören, um alles mitzubekommen. Ich würde sagen: Mindestens fünfmal. Besonders unvergesslich waren die stillen Momente im Saal. Wenn der Klang verhallt und eine laute Stille zurückblieb, blieb mir buchstäblich der Mund offen stehen. Hätte mein Kiefer nicht anatomische Grenzen, wäre er wohl einfach zu Boden gefallen. Was mir auch bewusst wurde: Wie unfassbar privilegiert ich bin, das erleben zu dürfen. Vor zehn Jahren hätte mein jüngeres Ich nie geglaubt, dass ich einmal hier sitzen würde – so nah an Thomas Hengelbrock, in dieser legendären Halle, mit dieser Musik, die mir unter die Haut geht. Ich hätte gelacht, wenn mir jemand das prophezeit hätte. Doch gestern saß ich da und dafür werde ich immer dankbar sein. Ich könnte noch stundenlang schreiben über das, was das WPU-Kultur-Scouting mir ermöglicht hat, über die Chance, solche Erlebnisse mit eigenen Augen und Ohren zu erfahren. Doch Worte können kaum ein Bild davon malen, was ich gestern gefühlt habe. Also sage ich einfach:

Danke. Danke für eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.

 

Lenda Al-Kahtan, 10fm